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Blutmai 1929


Nach Demonstrationen sowohl des Roten Frontkämpferbundes als auch der Nationalsozialisten kommt es häufig zu Ausschreitungen, in deren Verlauf auch harmlose Straßenpassanten verletzt werden. Deshalb verbietet der Berliner Polizeipräsident Zörgiebel Demonstrationen und hält auch am 1. Mai daran fest, wohl wissend, dass sich die Kommunisten, die seit vierzig Jahren diesen Tag feiern, nicht das „Recht auf die Straße“ nehmen lassen würden. Vizepolizeipräsident Weiß, der Staatssekretär im preußischen Innenministerium Abegg und Reichsinnenminister Severing sind gegen die Aufrechterhaltung des Demonstrationsverbots, der preußische Innenminister Grzesinski, wie Zörgiebel Sozialdemokrat, bleibt jedoch dabei, weil er nach einem Vorwand sucht, um den Roten Frontkämpferbund verbieten zu lassen, und auf einen blutigen Ausgang hofft.

Sein Plan geht auf. Während die Arbeiter friedlich demonstrieren, sorgt die Schutzpolizei für eine Eskalation und richtet ein Massaker unter Unbeteiligten an. Die Arbeiterbezirke in Neukölln und im Wedding werden wie Kriegsgebiete behandelt. Die Polizei betreibt gegenüber der Presse gezielte Desinformation und sucht zu verhindern, dass Journalisten sich ein eigenes Bild machen können. Tagelang tobt die Schlacht, bis am 6. Mai endlich wieder Ruhe einkehrt. Das rücksichtslose Vorgehen der Staatsmacht besiegelt die Feindschaft zwischen Sozialdemokraten und Kommunisten und hilft dadurch, den Nationalsozialisten der Weg zur Macht zu ebnen

Berliner Morgenpost, 3.5.1929, Seite 9

Quellen:

  • Léon Schirmann: Blutmai. Berlin 1929. Dichtungen und Wahrheit (Dietz Verlag, Berlin 1991)

  • Berliner Tageblatt, Berliner Morgenpost und Vossische Zeitung vom Mai 1929

 

Der Blutmai wird ausführlich im Roman „Schwarzer Donnerstag“ geschildert.